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Karlsruhe: Stadtarchiv erhält historische Quellen
Zeichen der Freundschaft: Tochter eines Kriegsgefangenen in Grötzingen übergibt Briefe

Fünf Jahre verbrachte Georges Darras aus Nordfrankreich in deutscher Kriegsgefangenschaft in Grötzingen. Dennoch behielt er die Menschen und den Ort, an dem er lebte, in freundlicher Erinnerung. Seine Tochter hat die Briefe ihres Vaters, wichtige Zeitzeugnisse, bei einem Besuch in Grötzingen Anfang September an das Karlsruher Stadtarchiv übergeben.

Seltene historische Quelle

Ein "Friedenszeichen", so Dr. Katrin Dort, Leiterin des Stadtarchivs, hat Francoise Poplar bei ihrem Besuch in Grötzingen dabei. Zuletzt hatte ihr Vater Grötzingen 1970 gemeinsam mit seiner Familie besucht. Über Jahre, fast über die ganze Kriegszeit, hat er insgesamt 300 Briefe nach Hause geschrieben. Seine Briefe und Postkarten, so steht zu vermuten, geben einen kontinuierlichen Einblick in den Arbeitsalltag und in das Leben eines Kriegsgefangenen auf einem Grötzinger Bauernhof, erwähnen möglicherweise auch allgemeine Ereignisse im Dorf. Darras' Tochter wünscht nun, dass diese Briefe für pädagogische und kulturelle Zwecke genutzt werden, "als ein Zeichen des Respekts zwischen Menschen und Ländern."

Françoise Poplar hat dieses Zeichen in einem roten Kästchen geordnet mitgebracht. Die Briefe sind eine einzigartige, seltene historische Quelle auf Grund ihrer Anzahl und der Dokumentation zeitlicher Abläufe. Im Stadtarchiv sollen sie zu Forschungszwecken bereitstehen und ergänzen bald die Sammlung der Feldpostbriefe deutscher Soldaten.

Auch Ortsvorsteherin Karen Eßrich zunächst kaum glauben, mit welchem Ansinnen Françoise Poplar nach Grötzingen kommen wollte. „Als wir jung waren, hat mein Vater oft mit uns über diese Jahre gesprochen und uns von der Familie Reck erzählt, die ihn so gut behandelt hatte", berichtete Darras' Tochter. Die positiven Erinnerungen des Vaters an Grötzingen zeigten jedoch auch, so die Ortsvorsteherin, die krankheitshalber von Ortschaftsrätin Veronika Pepper vertreten wurde, dass Familie Reck und wahrscheinlich auch noch etliche andere im Ort sich menschlich verhielten, auch unter den Bedingungen eines totalitären Regimes. "Für solche Bürgerinnen und Bürger, die im Kleinen Widerstand im Rahmen ihrer Möglichkeiten geleistet haben, können wir dankbar sein!", so Eßrich.
 
Eintrag vom: 27.09.2022  




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