Warum sich der westliche Staat so schwer importieren lässt
Nach westlicher Vorstellung gründet sich ein stabiler Staat auf zwei Faktoren: Handlungsfähigkeit und Legitimität. Die Anerkennung seiner Bürger erlangt er durch Wahlen und die Herstellung von Sicherheit und Wohlfahrt. Um handlungsfähig zu sein, braucht er das Gewaltmonopol und Geld. An den Beispielen Afghanistan und Bosnien-Herzegowina zeigen die Autoren, warum die Implementierung von Staatlichkeit nach westlichem Vorbild in historisch und strukturell anders geprägten Gesellschaften so schwierig ist. Die Intervention schafft keinen funktionierenden Staat modernen Typs, sondern nur dessen Fassade: ein Potemkin’sches Staatsmodell. Ohne den immer wieder verlängerten Einsatz der Staatengemeinschaft droht die Fassade einzustürzen – mit potenziell katastrophalen Folgen. Da aber die Intervention die zentralen Probleme der Region nicht lösen kann, ist sie kaum mehr als organisierte Verantwortungslosigkeit. Externes Statebuilding stößt schnell an seine Grenzen: Der Westen irrt sich, wenn er glaubt, Staaten ließen sich durch Militäreinsatz, Institutionenaufbau, Marktliberalisierung und Demokratisierung von außen schaffen. Es bedarf einer politischen Debatte darüber, welche Handlungsoptionen in Krisen- und Kriegsregionen das kleinste Übel für alle Beteiligten darstellen.
editon Körber-Stiftung 2010, 215 Seiten, EUR 14
ISBN: 978-3-89684-082-2 |